Süße Zitronen

Glück macht Arbeit

November 16, 2023 Die Bayerische Season 1 Episode 1
Glück macht Arbeit
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Süße Zitronen
Glück macht Arbeit
Nov 16, 2023 Season 1 Episode 1
Die Bayerische

Die Süßen Zitronen stellen sich vor. Und bevor Martin Gräfer und Anna Kuhns ihren ersten Gast begrüßen, klären sie erstmal ein paar Fragen unter sich. Zum Beispiel: Warum sind wir in Deutschland so gut darin, uns schlecht zu fühlen (sogar wenn die Weltenlage nicht so desaströs ist wie derzeit)? Was macht uns wirklich glücklich? Ist es so schlimm, mies drauf zu sein? Und welche Werkzeuge holt Anna aus ihrem Psychotherapeuten-Koffer, wenn die Seele allzusehr ins Dunkle driftet?  

Wir sind gespannt auf euer Feedback. Lasst uns wissen, wie Ihr durch die Widrigkeiten des Lebens steuert – als Kommentar in euerer Podcast-App, auf Instagram (https://www.instagram.com/die.bayerische/) oder auf den LinkedIn-Profilen von  Martin Gräfer und Anna Kuhns .

Und wenn  es euch gefallen hat, dann sagt es gerne weiter - am einfachsten, indem Ihr diesen Link teilt: https://suessezitronen.buzzsprout.com/share

Show Notes Transcript

Die Süßen Zitronen stellen sich vor. Und bevor Martin Gräfer und Anna Kuhns ihren ersten Gast begrüßen, klären sie erstmal ein paar Fragen unter sich. Zum Beispiel: Warum sind wir in Deutschland so gut darin, uns schlecht zu fühlen (sogar wenn die Weltenlage nicht so desaströs ist wie derzeit)? Was macht uns wirklich glücklich? Ist es so schlimm, mies drauf zu sein? Und welche Werkzeuge holt Anna aus ihrem Psychotherapeuten-Koffer, wenn die Seele allzusehr ins Dunkle driftet?  

Wir sind gespannt auf euer Feedback. Lasst uns wissen, wie Ihr durch die Widrigkeiten des Lebens steuert – als Kommentar in euerer Podcast-App, auf Instagram (https://www.instagram.com/die.bayerische/) oder auf den LinkedIn-Profilen von  Martin Gräfer und Anna Kuhns .

Und wenn  es euch gefallen hat, dann sagt es gerne weiter - am einfachsten, indem Ihr diesen Link teilt: https://suessezitronen.buzzsprout.com/share

Anna Kuhns:

Die Entscheidung, mit wem man sein Leben verbringt, ist eine der wichtigsten überhaupt und sollte gleichzeitig die leichteste sein. Also, wenn es mir nicht leicht fällt, ja zu sagen, dann passt es nicht. Die Angst ist ein ganz furchtbarer Berater. Natürlich haben wir gute Gründe, aus Gewohnheit, mit jemandem zusammen zu bleiben, weil es ja, da gibt es nicht so viele Überraschungen und es gibt uns Sicherheit. Aber ich finde es viel riskanter, unzufrieden zu bleiben, als die Alternative auszuprobieren und in die Unsicherheit zu gehen.

Martin Gräfer:

Aber dann hast du ja die zwei Ängste gleichzeitig Mit 30, die Angst, niemanden mehr zu finden, keinen mehr abzubekommen, Und dann gibt es die Angst mit 60, niemanden mehr zu finden. Also okay, wie werde ich die Angst jetzt los?

Anna Kuhns:

Indem ich mutig bin, indem ich die Angst mit ans Gepäck nehmen und es trotzdem tue. Herzlich Willkommen bei Süße Zitronen. Mein Name ist Dr Anna Kunz, ich bin Rheinländische Psyche Therapeuten und sitze hier mit.

Martin Gräfer:

Ich bin Martin Gräfer und betreibe eine Obsthandlung. Nein, ich bin Vorstand bei der Versicherungsgruppe die Bayerische. Ich freue mich total darauf, dass wir die Süßen, aber auch die Zitronigen, also die sauren Momente des Lebens, beleuchten, gemeinsam mit unseren Gästen oder auch im direkten Gespräch mit euch. Wir freuen uns auf unseren Podcast. Toll, dass ihr da seid. Wir werden uns heute mit einem Thema beschäftigen, das ganz sicher außergewöhnlich ist Obwohl so außergewöhnlich ist, ist wahrscheinlich gar nicht. Wir beschäftigen uns mit der Frage von Glück, unglück, pessimismus, negativismus. Also guckt man sich Themen an wie den Klimawandel, das macht schlechte Laune. Die Fußballnationalmannschaft übrigens jetzt auch der Dame, nicht nur der Herren, das ist mir ja schon gewohnt macht auch schlechte Laune. Und man könnte manchmal denken, auch die Leichtathleten haben jetzt gelernt, dass man in Deutschland nichts bereisen kann, denn die haben bei der letzten Challenge nicht eine einzige Medaille gewonnen. Und vielen macht die Ampelregierung schlechter. Da haben wir übrigens nicht. Und jetzt ganz neu wir sind auch noch schlusslich bei G20 Minus 0,4 Prozent im Wachstum. Was ist da los? Warum fallen wir immer wieder in dieses Loch? im Ausland Gibt es dafür sogar ein Begriff der German Angst. Brauchen wir diesen Pessimismus, diesen Nageln zum Glücklichsein? Machen wir uns damit das Leben schwer, und können wir irgendwas gegen diese kollektive schlechte Laune tun?

Anna Kuhns:

Und das sind alles ganz spannende Fragen, die uns heute umtreiben werden, und wenn ihr unseren Trailer gehört habt, dann wisst ihr, wir stellen uns diesem Podcast so ein bisschen wie eine Gruppentherapie vor.

Martin Gräfer:

Was heißt das eigentlich? Was machst du da als Psychotherapeutin in deiner Praxis?

Anna Kuhns:

Im Grunde begleite ich Menschen ein Stück ihres Weges, wenn sie davon abgekommen sind und an Erkrankungen leiden psychischer Natur, Und helfe ihnen wieder, sich besser zu fühlen, Lebensqualität zurückzugewinnen und sich am Ende etwas besser zu verstehen und mit zukünftigen Krisen auch besser zurechtzukommen.

Martin Gräfer:

Das scheint mir eine Aufgabe zu sein, die lebenslänglich geht, sich besser zu verstehen.

Anna Kuhns:

Es ist ein ewiger Prozess, genau. Also, wie gesagt, wir reden hier auch in den nächsten Folgen mit ganz vielen spannenden Menschen. Mit Anseln Bilgri haben wir uns schon zusammengesetzt und viel daraus mitnehmen können. Auf die Folge freue ich mich sehr. Magdalena Neuner, samuel Koch, also da wird eine ganze Menge passieren, aber diese schlechte Laune, gerade die hat uns einfach nicht losgelassen.

Martin Gräfer:

Als Thema Wobei Anseln Bilgri ja so gar nicht viel schlechte Laune ausgestrahlt hat, sondern ihr das Gegenteil herausgemacht hat aus irgendwie schwierigen Situationen eine ganze Menge.

Anna Kuhns:

Es ist ja häufig auch eine Haltungsfrage. Also, welche Haltung nehme ich diesen ganzen externen Umständen entgegen an? und während der eine sich schon ärgert, ist der andere noch tiefenentspannt. Das meinst du, woran das liegt?

Martin Gräfer:

Ich glaube, das ist eine Frage der inneren Einstellung. Das ist gerade schon gesagt. Wenn ich mich selber so anschaue, dann habe ich den Eindruck, es geht gar nicht immer nur um so eine grundsätzliche Frage der Einstellung, weil die ist manchmal anders. Es gibt Tage, da ist die Einstellung so weiß nicht, wie es bei dir ist, dass ein nichts umhauen kann, egal was passiert. Es gibt Tage, bei denen der Stau auf der A9 wirklich schlechte Laune auslöst.

Anna Kuhns:

Trotzdem laufen so viele Faktoren zusammen, die dann ja auch unsere Widerstandsfähigkeit, also diesen Resilienzbegriff uns nahe bringen können. Also wie ist der Blutzuckerspiegel, wie habe ich geschlafen, bin ich aufgestanden, wie hat mich mein Partner, meine Partnerin am Morgen begrüßt, wie ist das Wetscher? Also, wir lassen uns ja von einer ganzen Menge Faktoren schon morgens beeinflussen, und deswegen finde ich es umso wichtiger, dass man auch vorsichtig damit dem Medienkonsum umgeht. Gerade wenn man das Radio einschaltet, kommen hier erstmal nur schlechte Nachrichten.

Martin Gräfer:

Jetzt sitzen wir ja hier, und du bist Psychotherapeutin, wir beide sind ja quasi allein in dem Raum. Jetzt kann ich ja mal so tun, dass wir dann niemand zuhören und dich therapeutisch direkt nutzen, also quasi ausnutzen. Mir geht es manchmal so, dass ich den Kopf nicht abstellen kann, und er rattert die ganze Zeit. Also er ist ständig am Denken und fühlt sich dann auch nicht schlecht an. Aber es fehlt so diese innere Ruhe, diese Muße, einfach mal den lieben Gott einen guten Mann sein lassen. Was macht man denn dagegen? Oder ist es eigentlich gar nicht schlimm?

Anna Kuhns:

Also, was du beschreibst, sind ja Grübelkreisläufe. Grübelkreislauf ist wie so ein ewig fahrendes Karussell, und täglich grüßt das Murmeltier, und wir haben immer wieder kerrende Gedanken, die uns zur Last fallen, und da gibt es ganz viele unterschiedliche Techniken, die auch die Psychotherapie liefert. Es kann sein, dass man viele dieser Gedanken nicht zu Ende denkt. Also Beispiel man liegt endlich im Bett, und dann hört man sich denken, weil man den ganzen Tag sonst sehr viel beschäftigt war und das nicht gehört hat. Und da geht es wo fahre ich in Urlaub hin? Wie ist der Tag gelaufen? Mensch, der Kollege hat mich schreck angeschaut, fand er mich wohl blöd? Was muss ich morgen noch einkaufen? Und das sind alles so Gedanken, die kommen, aber sind nicht zu Ende gedacht. Und wenn wir denen aber jetzt mal bis zum Schluss folgen, also das mit dem, der Kollege hat mich schreck angeschaut, vielleicht findet er mich blöd dann ist die Möglichkeit da, das zu hinterfragen und das bis ins Detail sich selber zu entlarven, dass man ja gar nicht wissen kann, ob der Kollege einen Blöd fand oder nicht. Und wenn ja, was wäre das Allerschlimmste daran? dass man nicht gemocht wird, oder dass man vielleicht mal auf ihn zugehen muss und sich mit ihm unterhalten muss, um seine Mutmaßungen aufzuklären, und so kommen diese Gedanken dann nicht wieder, weil die Grübelkreisläufe zeichnen sich dadurch aus, dass die wie eine E-Mail im Postfach mit der roten Flagge markiert sind und bearbeitet werden wollen.

Martin Gräfer:

Was machst du da mit deinen Grübelkreisläufen Oder? du bist natürlich nie im Grübelkreisläufe. Du weißt ja genau, wie es geht und funktioniert. Du kannst es sofort abstellen. Meine Mutmaßung ist auch ein Psychotherapeut, aber deine Therapeuten ist ein Mensch.

Anna Kuhns:

Oh, definitiv, Auch wenn ich das sehr genieße, wenn man manchmal uns ein bisschen mehr Fähnenstaub zuspricht als wir tatsächlich haben. Nein, wir sind natürlich auch nur Menschen, aber haben zum Glück durch unsere diversen Ausbildung, weiterbildung das Werkzeug an der Hand, und wenn wir dann auch noch achtsam sind und es uns gelingt, dann können wir dieses Werkzeug für uns nutzen. Ich setze mich dann hin, ich nehme mir dann eine spezielle Zeit. Also ich habe einen Termin mit mir selbst, und dann gebe ich mir eine halbe Stunde, je nachdem, wie intensiv die Grübelkässläufe sind, und dann denke ich die zum Ende, und dann schaue ich gibt es Handlungsoptionen? es ist hilfreich, über die Dinge nachzudenken, oder nicht, und dann lässt man die weiterziehen.

Martin Gräfer:

Kennst du die Audible Therapie?

Anna Kuhns:

Nee.

Martin Gräfer:

Nee, man legt dich ins Bett, macht Audible, anhört ein Hörbuch, macht einen Teil mal an und schläft ein.

Anna Kuhns:

Genau, dann hat man viele der Themen einfach unter den Teppich gekehrt, und dann kommen die einen Tag später wieder. Genau Ja, die kommen alle wieder, keine Frage.

Martin Gräfer:

Aber lass uns mal dem Thema, diesen Pessimismus, diesen negativen Themen doch mal auf den Grund gehen. Und bevor wir jetzt ganz stark auf die, auf die dieses Individuum eingehen, auf den einzelnen Menschen, also darauf, was uns pessimistisch vielleicht macht oder auch glücklich macht erinnerst du dich nach, was du 2006 gemacht hast? Ja, Ja, offensichtlich wird es nicht direkt verraten, da muss ich es irgendwie rauskriegen. 2006 war die Fußballweltmeisterschaft in Deutschland, und plötzlich gab es ein ganz anderes Bild, und wir waren völlig im kollektiven Rausch. Wir sind nicht Weltmeister geworden, haben aber ziemlich gut gespielt, sind weit gekommen, und es war das glückes Unterfand überall und aller Orten zu spüren, und das hat den einzelnen beeintreten. Ich verstehe es nicht. erklär mir das bitte. Warum ist es so, dass, wenn ich in kleinen Klickersdorf wohne, morgens aufstehe, ich glücklicher bin, wenn gestern in Berlin die Fußballnationalmannschaft und ganz, ganz viele Menschen ein Fußballfest gefeiert haben und gut gespielt haben?

Anna Kuhns:

Also, was ich bezeichnend fand, ist, dass der Fußball ja legitimiert hat, so ein kleines bisschen Nationalstolz zu spüren, und diese Identifizierung mit der Mannschaft war ja wirklich in aller Munde, und die haben uns als Deutschland in der Welt repräsentiert, und ich glaube, dass es schon auch wie so ein sekundärer Stolz ist, der dann auf alle wie ein Lauffeuer übertragen wird, wenn die Mannschaft dann gewinnt, und man fühlt sich dann als Teil dieses Kollektivs, wie du es nennst.

Martin Gräfer:

Ich finde es phänomenal, dass dann offensichtlich auch die Idee besteht, dass es dann Deutschland als Nation besser geht, die Wirtschaft gleich besser ist, Burmt, einfach nur Wirtschaftswachstum ist da. 2014 war für mich auch ein ganz tolles Jahr. Ich bin zum vierten Mal Vater geworden, und zwei, drei Tage, nachdem ich Vater wurde, war es die Fußballweltmeisterschaft. Ich werde mich nie vergessen aus unterschiedlichen Ereignissen, und dann wurden wir Weltmeister Krantios. Also wir waren auf dem Höhepunkt unserer Zeit. Seitdem, anna, ich sage dir es wie es ist, geht es nur bergab, oder Nee, finde ich gar nicht.

Anna Kuhns:

Aber nochmal ganz kurz darauf zurück, auch sozial-psychologisch. Es ist ein ganz interessantes Phänomen, wenn du so gut gelaunt bist, also bist du Frischvater geworden, und dann gewinnt auch noch die deutsche Mannschaft den Pokal. Wenn wir gut gelaunt sind, tendieren wir dazu, mehr Geld auszugeben und impulsiver zu sein und irrationalere Entscheidungen zu treffen, als wenn wir beispielsweise pessimistisch sind. Und jetzt sind wir bei deinem Thema es geht jetzt bergab. Welchen Gewinn haben wir aber auch daraus, vorsichtig pessimistisch zu sein? Wir geben weniger Geld aus. Wir können viel besser Gefahren einschätzen, als man hat Menschen beispielsweise in eine Gruppe gesteckt, und die sollten dann herausfinden, wer ihnen die Tasche klauen würde. Und das konnten die Viehzielter feststellen als jemand, der extrem gut gelaunt war an dem Tag.

Martin Gräfer:

Das klingt ja irgendwie total überzeugend. Also, wenn es uns gut geht, wie uns gegenseitig mit guter Laune anstecken, geben wir mehr Geld aus. Dann geht es der Wirtschaft auch besser, was dazu führt, dass es uns noch besser geht und wir gut gelaunt sind. Und aktuell scheint es irgendwie anders zu sein. Und es gibt so einen Glücksreport, der misst, wie es den Nationen geht, wie glücklich die Nationen sind und übrigens auch, wie glücklich die Menschen in Deutschland sind. Also, wenn ich richtig nachgelesen habe, wie es im Glücksreport so, dass Finnland ziemlich weit oben steht, beispielsweise. Gleichzeitig gibt es da aber, wenn ich es richtig erinnere, auch sehr viel mehr Selbstmorde als in anderen Regionen. Also irgendwie auch merkwürdig. Und Deutschland steht auf Platz 16 und völlig verrückt, es gibt sogar ein Land der Welt, das einen eigenen Glücksminister hat. Kennst du das?

Anna Kuhns:

Ich glaube, das ist ein Butan.

Martin Gräfer:

Richtig. Ja, also, erstmal gibt es im Butan tatsächlich das Brutto-Nationalglück, das ist die. Währung in der gemessen wird. Erfolg misst sich nicht in Geld, sondern in Glück. übrigens, mitten in Himmelaya, auf 2-4.000 Meter Höhe, ist ein Königreich Butan. Demokratie scheint es nicht zu sein, aber auf jeden Fall hat König Wangchuk der 4. spontan erfunden, dass er in 79 sagt die Menschen müssen in Glück gemessen werden. Und zwar 2008 werden alle. Butanesen, butaner, ich weiß es gar nicht, vielleicht können es aus ein paar Hörer sagen, wie das heißt. Jedenfalls bekommen die einen Fragebogen, und in diesen Fragebogen werden Interviews durchgeführt zu allen Glücksfaktoren zu Gesundheit, bildung, spiritualität, resilienz bis hin auch übrigens zum Umweltschutz. seit 2008 ist Umweltschutz da auch schon ein Thema, und der Glücksminister sagt im Butan, dass der Wichteste Zusammenhang zum Glück ist die Korrelation zur Beziehung zwischen Menschen. Wie ist es denn mit dem Glück in Deutschland? Es gibt regionaler Unterschiede. Ich gebe zu, ich behaupte ja mal so Rheinländer zu sein. so richtig bin ich es ja gar nicht, aber ich bin auf jeden Fall der total emotionalste Rheinländer, den man sich hier in München vorstellen kann, und du ja in gewisser Weise auch. Wie sieht es denn aus in Deutschland mit dem Glück?

Anna Kuhns:

Ja, eigentlich hätte ich gedacht, dass wirklich die Rheinländer ganz weit vorne sind, aber ich wurde enttäuscht, und tatsächlich ist es in Schleswig-Holstein so.

Martin Gräfer:

Ich glaube, das liegt daran. Ich will dich ja ungern korrigieren, aber Nordrhein-Westfalen wurde insgesamt das Glück gemessen, und jetzt stellt immer glückliche Westfalen vor. Ich meine, hey, das zieht den Rheinländer auch schon mal runter. Aber Schleswig-Holstein, also das Land zwischen den Meeren, also keine Berge, ist am besten, wenn man keinen Glück haben will.

Anna Kuhns:

Andersrum Ja, also es ist immer schwierig zu sagen, was jetzt genau die Variable war, die das getrieben hat, aber was die Autoren der Studie erklärt haben, war, dass eine besonders hohe Anzahl an Selbstständigen in Schleswig-Holstein gibt. Also die können ja damit mit dieser Selbstständigkeit auch dieses Autonomie bestreben, was wir als Grundbedürfnis haben, ausleben.

Martin Gräfer:

Das ist eine voll spannende Aussage. Also mehr Selbstständigkeit heißt mehr Unabhängigkeit, heißt mehr Selbstbestimmtheit, selbstbestimmtheit.

Anna Kuhns:

Aber nochmal zurück auf die Schleswig-Holsterne. Die meisten davon sind selbstständig. Und dann wurde auch noch festgestellt, die haben mehr Freizeit.

Martin Gräfer:

Ja klar, selbstständiger haben mehr Freizeit. das kennst du doch auch, Ist doch auch selbstständig.

Anna Kuhns:

Aber warum wird man durch mehr Freizeit glücklicher?

Martin Gräfer:

Ja, wahrscheinlich, weil der Druck nicht da ist. Also ich kann mir gut vorstellen, ich bin zwar nicht selbstständig, aber ich bin selbstbestimmt, auch in meiner Zeit. Das heißt, wenn ich viel arbeite, klage ich darüber nicht, weil ich immer selber entscheide, dass ich sehr viel Zeit für die Arbeit aufwende. Und warum soll ich mich beklagen für über Dinge, die ich selber tue, also die ich selber entscheide? Ich glaube, das ist ein Punkt. Und mehr Freizeit zu haben, heißt ja, auch, da selbstbestimmt Dinge tun zu können. Also, wer arbeitet, kann ja in aller Regel nicht jeden Tag genau das tun, was er will, sondern es muss das getan werden, was eben der Arbeitsplatz einem vorgibt. Selbst bei dir ist die Freiheit ja nicht wahnsinnig groß. Wenn du den Terminkalender die ganze Woche voll geknallt hast, von morgens 8 bis abends 18 Uhr, dann hast du nicht so viel Freiheit an dem Tag. Und wenn du mal freie Tage hast oder dir mal Termine absagst also wird bei dir nicht anders sein als bei mir dann steigert das Glücksgefühl, weil du selbstbestimmt bist.

Anna Kuhns:

Aber das wäre doch jetzt ganz gefährlich zu denken, dass, nur weil ich einen vollen Terminkalender habe, ich unfrei bin. Den habe ich mir Gott sei Dank selber so eingerichtet, und dadurch behalte ich auch die Kontrolle dieser Entscheidung bei mir, und das ist, was sehr befriedigend ist.

Martin Gräfer:

Ja, aber das ist ja selbstbestimmt. Das ist das, was ich meine, dass die selbstbestimmt hat. Aber es gibt durchaus auch Tage, an denen ich mir morgens um 9 Uhr einen Termin mache, ganz selbstbestimmt, und den Morgen verfluche, dass es diesen 9 Uhr Termin gibt, weil der Abend davor ziemlich lang gewesen ist. Also bei aller Selbstbestimmtheit macht mich das dann auch nicht glücklich.

Anna Kuhns:

Naja oder im Nachgang. wenn der Termin dann vorbei ist und er ist gut gelaufen, dann Ich bin mich total glücklich. Siehst du.

Martin Gräfer:

Ja, wenn ich mich noch daran erinnern kann, wie es war. Aber ich glaube tatsächlich, dass dieses Thema selbstbestimmtheit hat, ganz viel mit Glück zu tun. Ja, Jetzt gibt es aber Menschen, die mit Selbstbestimmtheit nicht umgehen können. Also in meinem Leben habe ich auch Menschen kennengelernt im beruflichen, in dem privaten Umfeld die mit Selbstbestimmtheit und allem, was dazu gehört, über Vorderfragen.

Anna Kuhns:

Ja, das sind dann die, die sagen naja, autonomie ist schön und gut, aber mir ist Bindung und Sicherheit wichtiger. Die sind dann sicherheitsorientierter, und die möchten lieber wissen, dass das geheilt regelmäßig aufs Konto kommt. Das ist ja auch eine Sorge weniger. Ich muss die Abrechnungen nicht machen, ich muss nicht schauen, ob es Zahlungseingänge gibt. Das kann auch total entspannt sein. Oder ich kann krank werden. Ja, der Selbstständige, der kann nicht mal schnell krank werden, außer, er ist sehr gut versichert, und der Sicherheitsaspekt ist auch ein sehr hohes Gut, was wiederum zur Lebensqualität führen kann. Und so ist es eben vom Temperament des Menschen abhängig, was er benötigt, und wenn er sich gut kennt, dann würde sich die Umwelt schaffen, in der er sich am Wohlsten fühlt.

Martin Gräfer:

Gibt es eigentlich einen messbaren Gratisunterschiedes zwischen Zufriedenheit und Glück? Oder was ist der Unterschied zwischen Ich bin zufrieden oder ich bin glücklich?

Anna Kuhns:

Also meine persönliche Definition von Zufriedenheit ist, dass ich in Frieden bin, also dass ich merke, dass in mir drin nichts in Dissonanz ist, in Widerstreit, dass meine Werte und meine Ideen und meine Handlung übereinstimmen, und dass ich nicht entgegen meinem Bedürfnis handle. Und Glück ist nochmal so eine Steigerung. Da kommt dann noch das Gefühl der Freude hinzu, also ich kann zufrieden sein, und dann kann ich zufrieden unglücklich sein. Das ist dann nochmal dieser euphorische Effekt, vielleicht die Kirsche auf der Sahne torte.

Martin Gräfer:

Erwartung plus X gleich Begeisterung. Da gibt es sogar eine mathematische Formel für Jetzt ist es in Schleswig-Holstein. Du hast mich ja auf den Pfad geführt, also guck ich mir das auch genau an. In Schleswig-Holstein haben zwei Drittel der Menschen sind verheiratet, im Bundesdurchschnitt sind es nur 60%. Man vermutet, dass es dann einen Zusammenhang zum Glück geben könnte. Ich würde jetzt einige Menschen können, die sagen, das ist genau das Gegenteilsessen. Aber hat es einen Einfluss? Also ist es tatsächlich so, dass eine Partnerschaft, in der man lebt, per se erst mal eine bessere Basis ist, glücklich zu sein.

Anna Kuhns:

Also auch seelische Gesundheit oder auch gesund werden, beispielsweise nach körperlichen Erkrankungen, hat eine ganz hohe Korrelation mit Beziehungsqualität. Also, wenn du dir vorstellst, du bist gestürzt und du wirst im Krankenhaus nie besucht, dann heilst du langsamer als jemand, der auch die positive Perspektive hat, nach Hause zu kommen, zu einem Favillienverbund oder zu vielen tollen Freunden, die einen jeden Tag besucht haben und gute Laune verbreitet haben, was ja wiederum dann auch auf unsere Physiologie eine Auswirkung hat. Wir schütten weniger Cortisol aus, also weniger Stresshormone, und mehr Endorphine, also Glückshormone, die dann auch der Heilung beitragen.

Martin Gräfer:

Aber es wäre aber Schleswig-Holstein. Die armen Nordrhein-Westfalen sind ja nur auf Platz 3 im Glücklichkeitskontext Die Bayern übrigens auf Platz 2, das würde den bayerischen Ministerpräsidenten überhaupt nicht glücklich machen, denn der erzählte, dass die Bayern überall auf Platz 1 sind, also in allem Disziplinen, immer auf Platz 1. Aber nein, da sind sie nur auf Platz 2, kann man auch ändern. vielleicht Also ist ein Vorschlag in der Praxis oder an Freunde, wisst ihr nicht glücklich, dann zieht doch einfach um. Hat Umzug Einfluss auf sowas? Eine andere Umgebung, Neue Menschen?

Anna Kuhns:

Ja, ich war nach Australien aus, und dann sind alle meine Sorgen verpufft. Das wäre eine Super-Story, oder Das Problem ist ja, wir nehmen uns immer selber mit. Du bist ja auch schon viel umgezogen in deinem Leben. Ja, das stimmt, hast du das so erlebt?

Martin Gräfer:

Neue.

Anna Kuhns:

Stadt neues Glück.

Martin Gräfer:

Also sagen wir es mal so was ein bisschen verloren geht, ist vielleicht das Gefühl von Heimat. Also, wenn man sehr früh sehr viel umzieht, dann fragt man sich irgendwann, wo ist eigentlich die Heimat? Weil die Wurzeln dann möglicherweise in die Eltern. Bei mir war das so, die Eltern sind auch umgezogen, weil die Wurzeln immer irgendwie verloren gehen. Aber nein, ich glaube, neue Umgebungen bringt neue Reize, bringt neue Chancen. Aber am liebsten ist, du nimmst die Menschen mit, die du lieb hast, und dann ist die neue Umgebung auch ganz schnell dann zu Hause.

Anna Kuhns:

Also, ich bin auch so gerne umgezogen, weil es einem so eine Plattform bietet, sich auch komplett neu zu erfinden. Die Menschen in der Stadt kennen einen ja gar nicht, und man kann die Geschichte neu schreiben.

Martin Gräfer:

Und das hatte ich bisher noch nicht nötig.

Anna Kuhns:

Martin, das habe ich mal eine ganz spannende Frage an dich. Jetzt wird er überall propagiert, weil man in Beziehungen ist, dann ist man zufriedener oder glücklicher. Wie siehst du das?

Martin Gräfer:

Ich glaube, es kommt extrem auf die Beziehungen. Also ich würde es wahrscheinlich beantworten wollen ich glaube, das Beziehung Ich habe in meinem Umfeld auch selber schon erlebt, dass es Beziehungen gibt, die einem wahnsinnig viel Halt und Stärke geben, die eine Sicherheit das ist ja auch ein Thema, das immer wieder bewegt die Sicherheit gibt. Aber ich habe auch schon ganz andere Beziehungen selbst erlebt, und ich habe auch ganz andere Beziehungen schon selbst gesehen. Also ich glaube nicht, dass Beziehung per se die Basis für Glück sind.

Anna Kuhns:

Was ich ganz besonders spannend finde, jetzt gerade auch als Frau, dass man immer wieder erlebt, dass man über sein Beziehungsstatus auch definiert wird, also dass die Gesellschaft auch anders auf einen schaut. Viele meiner Klienten haben auch richtig Stress an einer gewissen Alter, dass sie dann eine Partnerschaft finden müssen. Das ist zum Teil ja zu erklären aus unserer Sozialisierung heraus. Wir werden groß, und das heißt, findet ja ein Mann. Es ist ein ganz wichtiger Lebensinhalt, in eine Partnerschaft zu gehen. Deswegen gibt es ja auch sehr viele Apps zum Kennenlernen, die extrem florieren, Und ich finde es total schade, weil uns ja noch so viel mehr ausmacht.

Martin Gräfer:

Aber ich bin nicht ganz sicher, dass es nur eine gesellschaftliche Frage ist, die von außen auf einen zukommt, oder ob die Gesellschaft schon so stark in dir selbst ist als Frau übrigens als junger Mann wahrscheinlich ähnlich Dass du das selber, diesen Druck schon spürst, und dass jede Bestätigung von außen deiner eigenen Einstellung quasi bestätigt dazu, und dass es vielleicht sogar unangenehm auffällt, weil du gerade dich gar nicht gut fühlst, weil du nicht in der Beziehung bist, aber eigentlich gerne in einer wärst. Diese Hektik, die entsteht durch diese sozialen Optionen, möglichkeiten, über Datingportale Menschen kennenzulernen, das scheint ja so extrem einfach zu sein, in Wirklichkeit entsteht aber ein unglaublicher Stress. Also dieses Vision, also Switchen, wie heißt das nicht? Vision und was auch immer. Dieses Vision ist ja auch irgendwie. Ich finde das unmöglich. Also, ich finde das echt unmöglich. Du siehst ein Foto von einem Menschen, und schon allein das Foto ist das dann irgendwie nach links Ist gut und nach rechts ist schlecht. Ich weiß es nicht, aber in eine der beiden Richtungen wählst du den dann quasi ab, und das finde ich, macht auch was mit einem. Ich finde das nicht so, dass das echt eine Bereicherung ist.

Anna Kuhns:

Also das, was du mit den Apps beschreibst, finde ich auch sehr schwierig, weil wir innerhalb von Sekunden entscheiden, anhand dieser oberflächlichen Variable des Aussehen des Menschen, ob er uns gefällt oder nicht. Und im echten Kontakt, also Analog, können wir viel mehr noch herausfinden. Aber auf dem Sofa ist es natürlich super praktisch, wir können wischen, es ist egal, ob wir aussehen, und ja, also, das Dopamin wird angetriggert, wie beim einarmigen Banditen in der Spielhölle, weil wir die ganze Zeit diese Erwartungshaltung haben Was kommt als nächstes? Und ich möchte noch mehr sehen. Es gibt noch was Besseres, statt viel mehr im Hier und Jetzt zu sein und zu schauen, wer umgibt mich eigentlich? aktuelle meiner Umwelt? Also wo kann man mich denn noch kennenlernen als auf dem Sofa zu Hause?

Martin Gräfer:

Ja, Aber jetzt sind diese Apps ja auch durchaus erfolgreich insofern, wenn wir sie gar nicht kritisieren, denn ganz viele Menschen haben sich darüber kennengelernt, sind glücklich geworden.

Anna Kuhns:

Definitiv. Es gibt ja zu allem auch eine gute Seite.

Martin Gräfer:

Absolut. Aber wir reden jetzt über die Frage, inwieweit man sich selber unter Druck setzt oder die Gesellschaft ein unter Druck setzt, in Beziehung sein zu müssen. Und da haben wir, glaube ich, gerade geklärt, dass, wenn man sich davon freimacht. Ich finde diese Idee der Eigenständigkeit und Selbstbestimmtheit wahnsinnig relevant. Also, wir haben ja vorhin schon gesagt, und ich finde auch ein Stück weit gelernt, dass Selbstbestimmtheit wohl auch eine richtig gute Basis ist, um glücklich zu sein, zumindest die glücklich sein Fähigkeit zu entwickeln. Und Selbstbestimmtheit hat ja auch etwas damit zu tun, wann ich in Beziehung bin, wann ich nicht in Beziehung bin. Und vor allen Dingen das hat ja auch noch eine zweite Seite dieser Stress, beziehungen eingehen zu müssen, hat ja auch etwas damit zu tun, beziehungen, die nicht funktionieren, zu verlassen, also sich erst mal zu hemmen und nicht Beziehungen zu verlassen, die nicht gut funktionieren, weil dann der neue Stress hier wieder losgeht. Und jetzt bin ich zwar nicht glücklich, aber ich weiß, was ich habe. Und ob ich noch mal was anderes finde, ist eine ganz andere Frage. Und den Stress, den du jetzt bei jungen Frauen schilderst, der ist übrigens bei reiferen Menschen mindestens genauso groß. Und dann sagst du hey, also die sind jetzt nicht die Beziehung verlassen, wenn ich dann jemals überhaupt wieder jemanden Neues finden. Und der 65-jährige oder das ist das 65-jährige Paar, das nach 30 Jahren von den zwei bis drei Monate richtig glücklich gewesen sein könnten, gibt natürlich auch ganz andere Fälle. Sich entscheidet dann doch, weil die Kinder aus dem Haus in Haus abbezahlt, das jetzt zu sagen übrigens in aller Freundschaft, wir trennen uns. Das löst ja auch ein riesiges Loch und riesige Angst aus, jetzt für das restlichen Teil des Lebens alleine zu sein.

Anna Kuhns:

Genau, und das würde der Pessimist sagen.

Martin Gräfer:

Na, die Angst, die du erwähnt hast, und ich würde sagen, die Angst ist ein ganz furchtbarer Berater.

Anna Kuhns:

Natürlich haben wir gute Gründe, aus Gewohnheit mit jemandem zusammen zu bleiben, weil es ja, da gibt es nicht so viele Überraschungen und es gibt uns Sicherheit. Aber ich finde es viel riskanter, unzufrieden zu bleiben, als die Alternative auszuprobieren und mit in die Unsicherheit zu gehen, und ich finde ein Leidfahren für mich auf jeden Fall persönlich. ganz gut, ich habe mal gehört, die Entscheidung, mit dem man sein Leben verbringt, ist eine der wichtigsten überhaupt und sollte gleichzeitig die Leichteste sein. Also, wenn es mir nicht leicht fällt, ja zu sagen, dann passt es nicht.

Martin Gräfer:

Aber dann hast du ja die zwei Ängste gleichzeitig, also in unterschiedlichen Reihenfolgen, also alle 30 Jahre Mit 30, die Angst, niemanden mehr zu finden, keinen mehr abzubekommen, vielleicht keine Kinder zu kriegen.

Anna Kuhns:

Wir sind ne johren Menschen in Deutschland.

Martin Gräfer:

Und dann gibt es die Angst mit 60, niemanden mehr zu finden. Also dieses Angehen gegen Angst scheint ein richtig gutes Thema zu sein, um seine eigene Selbstbestimmung, glück zu finden. Okay, wie werde ich die Angst jetzt los?

Anna Kuhns:

Indem ich mutig bin, indem ich die Angst mit ins Gepäck nehme und es trotzdem tut.

Martin Gräfer:

German Mood.

Anna Kuhns:

German Mood? ja, ganz genau.

Martin Gräfer:

Also raus aus den Grübelkreis, laufen rein in die German Mood und idealerweise in die Anna Mood, in die Martin Mood. Also, jeder findet seine eigene Mood. Wie findet man seine eigene Mood übrigens?

Anna Kuhns:

Ich hätte jetzt direkt Psychotherapie gesagt, weil man sich da wirklich mit sich selber auseinandersetzt und selber für sich nochmal individuell herausfinden kann was brauche ich, was brauche ich nicht, was möchte ich in mein Leben einladen? man kann sich von allen Seiten nochmal selber beleuchten. Weil wir haben ja aus diese komischen Glaubenssätze, dass eine die Länge, die Dauer einer Beziehung für die Qualität der Beziehung spricht. Das ist absoluter Schwachsinn. Also, es gibt Sommerleben, die haben vielleicht eine Woche gehalten, wie vergessen wir 20 Jahre lang nicht, und dann ist man 15 Jahre verheiratet, aber hat niemanden da hergelebt. Das ist so geil.

Martin Gräfer:

Wir haben eine Kampagne gemacht vor einigen Jahren, die heißt Die Hundertjährigen kommen. Ich habe mich mit ganz vielen Menschen unterhalten, die über 100 Jahre alt waren, und ich habe mich auch mit denen über Liebe und Leidenschaften Lust unterhalten und über Glück unterhalten. Und ich kann mich an eine Story wahnsinnig gut erinnern. Da hat eine Dame erzählt, die 104 Jahre alt war und die zweimal verheiratet war, und zwar sehr, sehr lange jeweils verheiratet war, also einmal Witwe, dann neu geheiratet, wieder Witwe wurde. Ob sie die Liebe ihres Lebens getroffen hat? Und ich finde diese Frage so romantisch.

Anna Kuhns:

Und dann hat sie tatsächlich erzählt.

Martin Gräfer:

Sie hat die Liebe ihres Lebens getroffen, als sie mit 17 Jahren nach England gegangen ist, und dort hat sie sich verliebt in einen Engländer und war da genau einen Sommer, und danach ist sie wieder zurück nach Deutschland gegangen, ja, in auch fürchterliche Zeiten rein. Aber ja, lang die Rede, kurz der Sinn. Dieses kurze Glück, diese kurze Liebe ist so präsent in ihr dass sie zwei Ehen, drei Kinder, ein wirklich erfülltes Leben, wie sie gesagt hat. Also, das ist der Sehnsuchtsort, den sie in ihrem Herzen bewahrt hat.

Anna Kuhns:

Und das ist eine so schöne Geschichte, weil die ja dafür steht, dass wir Menschen lieben können und liebes Geschichten mit denen haben, und trotzdem verbringen wir das Leben nicht mit denen. Also, mit anderen Konstellationen haben wir dann eine Lebensgeschichte, aber keine Liebesgeschichte.

Martin Gräfer:

Ja, manchmal sind auch unerfüllte Lieben übrigens was ganz Tolles, weil du da auch unheimlich viel Fantasie entwickeln kannst. Ganz die Sehnsucht, das wäre jetzt mal eine ganz andere Teil für eine ganz andere Folge. Da könnte ich jede. Menge von erzählen, aber egal das mich vorhin gefragt, was denn mein Tipp wäre. ich bin natürlich kein Psychotherapeut. Ich habe mir angewöhnt, und auch mit meinem umfeld, meinem beruflichen umfeld wie privat. wenn du Mut entwickeln willst, musst du dich da Angst stellen. Wenn du die Angst verdrängst, kannst du keinen Mut entwickeln, weil du ja gar nicht weißt, wogegen du Mutig sein sollst oder wohin du der Mut bestehen soll. Und meine Lieblingseigenschaft ist, auf die Angst zuzugehen. Und wenn meine Angst darin besteht, alleine zu sein, dann muss ich dafür sorgen, alleine zu sein. Auf die Angst zuzugehen bedeutet, sie klar zu sein, wie man sie überwinden kann, und das ist übrigens ein wahnsinnig tolles Gefühl. Das wird man wahrscheinlich beim Psychotherapeuten sehr, sehr gut weiterentwickeln können, aber ich glaube, dass es so eine Grundregel ist Nimm die Angst in den Arm, lass sie zu und stell dich ihr, um genau das Gegenteil dessen zu machen, was die Angst macht. Und sie dann überwunden zu haben übrigens, dann verliert man sie sogar möglicherweise.

Anna Kuhns:

Ja, also machst ihr richtig bequem in der Unbequemlichkeit.

Martin Gräfer:

Das habe ich schon mal irgendwo gelesen. Ja, und das gibt.

Anna Kuhns:

Und das schenkt dir Resilienz. Und durch diese Resilienz, ich kann Dinge überwinden. Das schenkt mir Selbstvertrauen, weil ich mich weiterhin Dinge traue.

Martin Gräfer:

Ich könnte mich stundenlang weiter über das Thema unterhalten, aber ich habe auch zwei Punkte, die wir kurz zum Schluss reinbringen müssen. Nämlich einmal haben wir uns gerade über Partnerschaft und Nichtpartnerschaft unterhalten, und da könnten wir, glaube ich, eine eigene Folge rausmachen. Und übrigens, liebe Hörerinnen und Hörer, wenn ihr das gerne wollen würdet, hättest du Lust drauf?

Anna Kuhns:

Meine Folge nur über dieses.

Martin Gräfer:

Thema.

Anna Kuhns:

Also Partnerschaft finde ich eines der wichtigsten Themen.

Martin Gräfer:

Okay, also gebonnt, wenn ihr uns schreibt, dass wir das tun sollen, dann machen wir das total gerne und laden uns vielleicht auch Gäste dazu ein und finden bestimmt gute Ansatzpunkte.

Anna Kuhns:

Aber lass uns mal in den zweiten Bereich eingehen.

Martin Gräfer:

Ich bin 38 Jahre im Job hier. Ich arbeite seit 38 Jahren.

Anna Kuhns:

Weißig Und ganz hm Weißig.

Martin Gräfer:

Das ist jetzt erst mal nur eine Anzahl von Jahren.

Anna Kuhns:

Das fragt ja noch nicht über den Fleiß aus.

Martin Gräfer:

Aber was mir klar geworden ist in dieser Zeit, ist, was für ein Privileg ist, ein Beruf auszuüben, der zum Glück beiträgt. Also, ich glaube nicht, dass man sich über Beruf definieren muss, aber es gibt Menschen, die tun das, das finde ich auch nicht schlimm. Ich für meinen Teil tust tatsächlich nicht, aber es ist wahnsinnig toll. Aber trotzdem ist Beruf für ganz viele Menschen auch ein Hortes Unglugs. Ist das eigentlich dann ähnlich wie Partnerschaften? Also gibt es ja die gleichen Themen, die man gehen kann, die gleichen Hinweise, tipps, ideen.

Anna Kuhns:

Ja klar. Also wir sind ja nicht davor gefeiert, dass wir uns nicht auch in der Arbeit in so Familiendynamiken bewegen. Also mit eben dann Kollegen und Kolleginnen Fühle ich mich mit denen wohl. Wie kommen wir zurecht? Bin ich überfordert von meinen Aufgaben, oder sind die genau richtig? Und da braucht man aber wieder Mut, diese Dinge zu hinterfragen, um vielleicht auch festzustellen muss ich etwas an meiner enderen Haltung ändern, oder muss ich wirklich den Arbeitsplatz wechseln?

Martin Gräfer:

Und du hast vor allem ein Beispiel genannt, wenn es um diese Gefühlskreisläufe geht, grübelkreisläufe, wenn es um die Grübelkreisläufe geht mit dem Kollegen, der dich blöd angeguckt hat, oder so Vielenfalls ist es ja wahnsinnig schwer, ihrem Unmut zu äußern, weil sie es nicht gelernt haben. Du lernst wahnsinnig schlecht, wie du deinen eigenen Gefühlen Ausdruck verleist. Im Glücklichsein funktioniert es noch leichter, weil du weniger gehemmt bist, weil sie auch eher angenehm ist. Im Unglücklichsein machen das viele nicht und tun es halt einfach nicht, weil man es nicht gelernt hat. Wie macht man das? Also? ich bin in einer Gruppe von Menschen, arbeite in einem Team, in einem Büro und finde, dass Kolleginnen und Kollegen mich irgendwie unfair behandeln und ich jedenfalls nicht zufrieden bin. Aber eigentlich fühle ich mich im Job wohl, will gar nicht wechseln. Wie gehe ich jetzt damit um?

Anna Kuhns:

Also die Dynamik da lassen, wo sie ausgelöst wurde. Ich würde mir den Kollegen schnappen, der mir dieses Gefühl gegeben hat, bzw ich hatte die Reaktion auf sein Verhalten mir gegenüber, und ich möchte das klären. Dann muss ich ihn unbedingt darauf ansprechen, weil, bevor ich dann mir fünf, sechs weitere Ratgebersuche, die dann am besten noch meine Freunde sind, die natürlich mich stärken in meiner Haltung, der ist besser, wenn ich es direkt klar mit der Person, die das in mir ausgelöst hat, bespreche.

Martin Gräfer:

Genau und zwar ganz offen. Also auch da kann ich wirklich auch so Erfahrungen berichten. Auch da gilt das gleiche Prinzip. Das ist ja auch eine Art von Angst, auf die ich zugehen kann. Ganz offen heißt er sogar, damit zu rechnen, dass ich ihn vielleicht missverstanden habe, dass er vielleicht irgendwie an dem Tag was ganz anderes hatte und ich beziehst nur auf mich, was übrigens ganz gut passiert Und dann gehe ich auf den Kollegen zu und versuche, ganz offen darüber zu sprechen, was es in mir ausgelöst hat, und gebe ihm letztlich auch die Chance zu korrigieren, dass er das vielleicht gar nicht auslösen wollte oder vielleicht sogar tatsächlich völlig überrascht ist. Und das hilft mir am Ende des Tages auch wieder. Also, sich selber kennen zu lernen, indem er mit anderen über solche Themen spricht, hilft im privaten, hilft aber auch im Job. Wenn mein Chef ein Vollidiot ist, also so ein richtiger Depp Also in meinem Umfeld kommt das natürlich nicht vor, kam auch noch also eigentlich ich will mal sagen, nie vor was mache ich dann?

Anna Kuhns:

Da habe ich tatsächlich gerade einen ganz spannenden Fall in der Praxis. Der kommt mit seinem Chef auch gar nicht zurecht, hat aber jetzt nach und nach entschieden er bleibt auf jeden Fall bei dem Arbeitgeber, weil es gibt noch zu viele Perks am Arbeitsplatz, die ihm durch den Tag tragen. Und er hat für sich ganz bewusst entschieden Ich bleibe da, und ich akzeptiere, dass der Chef so ist, wie er ist, weil ich werde ihn nicht mehr ändern. Und in dem Moment, wo er aufgegeben hat, diesen Menschen verändern zu müssen, damit er sich wohler fühlt in der Arbeit, seitdem ist der Tiefen entspannt.

Martin Gräfer:

Also das ist tatsächlich auch wirklich total interessant, dass solche Sprüche tatsächlich stimmen. Wenn man die Dinge nicht lieben kann, dann versucht man, sie zu ändern. Wenn man sie nicht ändern kann, aber auch weiterhin nicht akzeptieren kann, dann musst du gehen, da musst du wirklich neue Umgebungen suchen. Oder es ist die innere Einstellung, die sowieso viel über das Glück oder Unglück mit sich bringt. Letztes Thema Freundschaften. Alle, glaube ich, die wir hier sind, und auch die Zuhörerinnen und Zuhörer werden ganz sicher sagen, freundschaften sind das Wichtigste im Leben.

Anna Kuhns:

Und die bleiben ja auch häufig am längsten. Also die überdauern, ja auch ehen. Die überdauern Krisen im besten Fall.

Martin Gräfer:

Warum ist das eigentlich so?

Anna Kuhns:

Also, es gibt natürlich Freundschaften, mit denen man auch Schluss machen kann, wie mit Beziehungen. Das rate ich auch immer an, dass man das liebevoll tut und den anderen das wissen lässt und nicht einfach aus dem Leben verschwindet. Aber mit Freunden, an denen sind wir ja noch länger bemüht. Also mit dem Partner, da ist man ja auf so engem Raum, dass wir häufig den dann fast nicht mehr sehen, weil er uns schon so nah steht, Und dann nehmen wir ihn fast schon als selbstverständlich, und in diese Verlegenheit kommen wir in Freundschaften ja häufig gar nicht. Also, wenn wir uns nicht bemühen, mit ihnen Termine zu vereinbaren oder zu fragen, wie es ihnen geht, und die pflegen, dann sind die auch ganz schnell weg.

Martin Gräfer:

Das ist total richtig. Ich habe noch einen anderen Punkt, weil ich eine Ergänzung dazu Die Erwartung. Es ist so sensationell, ich habe gute Freunde, wenn ich mir denen vier Wochen keinen Kontakt hatte oder vielleicht sogar vergessen habe, auf eine WhatsApp zu antworten. Es passiert mir tatsächlich, ich kenne dich. Die finden das nicht schlimm. Da kommt kein ach, du hast dich gemeldet. und also in Beziehungen habe ich das selten gehabt. Also eine Beziehung, bei der man so viel Souveränität hat, da nicht so viel Druck drauf zu legen, die finde ich übrigens besonders glücklich. Aber bei Freundschaften ist es ganz toll, wenn sie richtig gut sind, sind sie auch gut, wenn du dich länger Zeit nicht siehst, und sie sind sofort wieder da und so intensiv, als wäre so ein halbes Jahr nichts.

Anna Kuhns:

Man kann direkt wieder anknüpfen, als wäre nie was gewesen. Und das ist das Schöne an Freundschaften, wenn man Vertrauen hat als Basis, also das Vertrauen, dass wir, dass es nichts gibt, was wir mit dem anderen nicht besprechen können, und wir wissen, es ist gut bei dem Aufgehoben. Oder auch, wir kennen uns so gut, dass wir uns richtig gut einschätzen können, und wir vertrauen darauf, dass der andere uns erstmal positiv gegenüber eingestellt ist. Also so habe ich das mit meinen Freundinnen. Wir wissen, dass die Grundeinstellung ist wir sind für einander da, und wenn wir etwas sagen, dann kommt das von dem Ort des Mitgefühls, der Zuneigung, und dass wir einander nicht schaden wollen. Und dieses Vertrauen, was ich in die Sätze, das gibt mir einfach ein ganz tolles Geborgenheitsgefühl.

Martin Gräfer:

Das ist total schön, und deswegen, glaube ich, sind Freundschaften auch so super. Es geht zu unserer alles außergewöhnlich Folge zu Ende Im liebsten des mir werden jetzt noch mal so drei Regeln aufschreiben, wo das alles zusammenfasst, die das alles zusammenfasst, was wir gerade so besprochen haben. Ich mache mal Regel 1, und du kannst ja schon mal Gedanken machen über Regel 2. Also, regel 1 ist unser Glück hängt nicht am Fußball, aber Fußball kann Glück für den Moment steigern und kann auch die Wirtschaft ankurbeln. Deswegen, lieber Julia Nagelsmann, wir drücken dir feste die Daumen. Also, jetzt geht es wirklich drum. Nächstes Jahr werden wir Europameister, und dann geht es auch wieder richtig gut mit der Wirtschaft.

Anna Kuhns:

Regel 2? Das hoffen wir. Regel 2 ist, dass es sich lohnt, immer mal wieder die Perspektiven zu wechseln und nicht aus dem alten Trott auf die Dinge zu schauen, sondern sich auch von außen nochmal Rimp-Meinungen einzuholen.

Martin Gräfer:

Und Regel Nummer 3, geh auf deine Angst zu. Lass deine Angst zu, weil in der Angst steckt der Mut. Also der Mut beginnt da, wo die Angst endet. Und deswegen glaube ich, egal, was im Leben dir Schwierigkeiten bereitet, der Angst, darüber mit Partnerinnen oder Partner zu sprechen, probleme anzusprechen, vielleicht Partnerschaften damit besser zu machen oder sie auch, wenn es nicht anders geht, zu beenden, einen neuen Job zu suchen, was auch immer so ist, ich bin Fan von Butan, nach dieser Folge jedenfalls. Vielleicht sollten wir das bei uns in der Firma einführen, dass wir auch Glücksfrageböbene senden und mal nachfragen, was die Menschen hier, auch unsere Kolleginnen und Kollegen, glücklich macht. Ich habe mich gerade entschieden, wir machen das, Wir werden eigene Glücksfragebögen hier raus senden. Ich bin sehr gespannt, wie glücklich meine Kolleginnen und Kollegen hier sind. Aber Regel 3 ist für mich eindeutig geh auf die Angst zu, lasst die Angst zu und versuche, daraus deinen Mut zu entwickeln. Und wenn du dafür Hilfe brauchst, dann wirst du Hilfe finden, zum Beispiel bei Psychotherapeuten, bei Freunden, bei Bekannten, und manchmal ist es gar nicht so schlecht eine Erfahrung, die ich gemacht habe sich selber die Angst aufzuschreiben. Ich schreibe wahnsinnig gern, also ich schreibe mir die Dinge glücklich gerne auf und lasse sie mir dann durch den Kopf gehen, und manchmal bin ich keine Zeit zum aufschreiben, weil ich lange im Auto sitze. Ich kenne die Sprechnotizfunktion meines Händes wahnsinnig gut Und spreche es dann auf. Übrigens höre ich mir selten wieder an, aber alleine das Aufsprechen prägt sich viel besser in mein Gedächtnis ein.

Anna Kuhns:

Also unterm Strich sagst du raus, ist der Komfortzone.

Martin Gräfer:

Maast dir bequem in der Unbequemlichkeit.

Anna Kuhns:

Wunderbar So. Und dann bedanken wir uns, dass ihr heute wieder eingeschaltet habt, und wir werden diesen Podcast jeden Monat wieder neu für euch auflegen, mit spannenden Gästen, und freuen uns ganz besonders darauf.

Martin Gräfer:

Ciao Ciao.